Der Weg zu den Nuraghen bei Sceri ist einfach zu finden. Am Ortsausgang der rund 2200 Einwohner zählenden Gemeinde Il Bono („der Schöne“) in der sardischen Provinz Ogliastra weisen große Schilder zu den historischen Steinhügeln. Nähert man sich allerdings von der anderen Seite diesen Monumenten, endet die Fahrt über staubige Wege durch eine von der Sonne verbrannten Landschaft plötzlich vor einer Eisenschranke. Zur weiteren Orientierung hat jemand „Nuraghe“ in roter Farbe auf eine Steinwand gesprüht. Ein Fußmarsch führt an alten Olivenbäumen und versteppten Flächen vorbei – der Weg wurde zwischen rund 1,50 Meter hohen aufgeschichteten Steinmauern angelegt. Nach gut 15 Minuten sind die Nuraghen erreicht. Noch deutlich sind die Grundrisse der einstigen Steinbauten zu erkennen.
Die nuraghische Kultur währte auf der Insel von 1800 – 300 vor Christus. Ob sich dabei ein kämpferisches Hirtenvolk niedergelassen hat, ob Einwanderer den Kult begründeten oder ob sich das sardische Inselvolk seine Kultur weiterentwickelt hat ist bis heute ungeklärt. Übrig geblieben sind jene bizarr anmutenden Nuraghen, schwarzgraue und mit Moos bewachsene Ungetüme, die auf der ganzen Insel verstreut stehen.
Im Sommer 2015 wurde eine archäologische Karte veröffentlicht, auf der allein 50 Nuraghen verzeichnet sind. Diese Karte wurde auf Sardinien großflächig in Hotels sowie in Gaststätten verteilt und dient somit auch ein Stück weit der Tourismusentwicklung. Spannend bleibt die Frage, welchen Sinn und Zweck die Nuraghen erfüllten. Es gibt abstruse Theorien: Fluchtpunkte für Mücken, Hochöfen, Wehranlagen, religiöse Treffpunkt oder astronomische Aussichtspunkte. Die Antwort wurde noch nicht gefunden.
Zurück nach Sceri: Dort sind die Reste der einst geschlossenen Gebäude auf einer Ebene zu sehen. Auffällig auch Steine, die bearbeitet wurden und Löcher aufweisen.
Von der Ebene geht es hinauf zu einem begehbaren Turm. Im Inneren führt eine Treppe mit unregelmäßig behauenen Steinen nach oben. Aus einem Nebenraum, dem „Kühlschrank“, strömt eiskalte Luft in den Turm. Die Mitte des Turms ist offen, hat man die Spitze erreicht, kann man auf einem Kranz wie auf einem Aussichtsposten weit über das Land blicken. Schwindelfrei sollte man für die Besteigung schon sein und auch festes Schuhwerk ist ratsam. Ein Ausflug sind die Nuraghen immer wert, auch weil sie bis heute ihr Geheimnis nicht preis gegeben haben.
Die Inhalt der archäologischen Karte mit vielen zusätzlichen Informationen über die Nuraghen gibt es im Internet.