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Johannes Carion: Himmel und Hölle

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Johannes Carion wurde 1499 in Bietigheim geboren und starb mit 37 Jahren bei einem Trinkgelage.

In ihm vereinten sich Himmel und Hölle. Er war Bestsellerautor und Universalgelehrter. Er traf auf den Reformator Martin Luther und war ein Freund des Theologen Philipp Melanchthon. Er zählte mit seinen astronomisch-astrologischen Werken und seinen Vorhersagen zu den wichtigsten Autoren seiner Zeit. Trotzdem ist der 1499 in Bietigheim geboren Johannes Carion weitgehend unbekannt. Er starb, nur 37-jährig, bei einem Trinkgelage.

1524 sollte das Jahr der Apokalypse werden. Johannes Carion sagte, wie viele andere Astrologen auch, für den Februar eine große Sintflut vorher und veröffentlichte in sein Werk mit dem Titel „Prognosticatio und Erklerung der großen Wässerung“. Die verängstigten Menschen hatten anhand von Flugschriften eine genaue Vorstellung von dem, was auf sie zukommen sollte. In dem Werk „Practica über die Conjunction der Planeten“ von 1523 ist im Himmel ein Fisch zu sehen, in dem die Sonne, der Mond sowie einige Planeten stehen und aus dem ein großer Wasserstrahl auf die Erde niedergeht. Gefürchtet und beobachtet von Volk und Geistlichkeit. Die Sintflut sollte also bei der großen Konjunktion von 16 Planeten im Sternbild Fische kommen.

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Die Sintflut: Der Wasserstrahl geht aus einem Fisch auf die Erde nieder.

Die Angst wurde in der frühen Reformationszeit schnell verbreitet, durch die Erfindung des Buchdruckes konnten Flugschriften in hoher Zahl hergestellt werden. Diese Schriften waren sowohl Träger reformatorischer Gedanken, durch die die schnelle Ausbreitung der Reformation ermöglicht wurde, als auch astrologischer Prophetien, die in der Bevölkerung zu einer breiten apokalyptischen und revolutionären Stimmung beitrugen. Diese Schriften wurde in besonderem Maße ebenso dazu genutzt, die Angst vor der Reformationsbewegung um Martin Luther anzuheizen. Zwischen den Jahren 1519 und 1525 erreichte die astrologische Produktion von Flugschriften mit weit über 100 Drucken einen Höhepunkt und trieb die Angst vor der Apokalypse tief in alle Bevölkerungsschichten und sozialen Stände.

Johannes Carion hatte mit seiner auf mathematischen und astrologischen Berechnungen fußenden „Prognosticatio“, würde man heutige Maßstäbe ansetzen, exakt den Nerv der Zeit und den Geschmack des gemeinen Volkes getroffen.

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Ein Bestseller: Die „Prognosticatio“ traf den Nerv der Zeit.

Er hatte einen packenden Stil, der großen Eindruck auf den Leser gemacht haben muss, auch weil er nicht in der Gelehrtensprache Latein, sondern in Deutsch schrieb. „Bedeutende grosse tzwitracht der geystlichen und weltlichen/ also anfahende sich sacht tzu begeben: ie lenger ie mehr/ under inen etwan biß in des drey und tzweintzigst Jare“ (Er zeigt an, dass große Zwietracht zwischen Geistlichen und Weltlichen unmerklich beginnt, im Laufe der Zeit bei ihnen zunimmt bis zum Jahre 23), so die düstere Vorrausschau „durch mich Magistrum Johannem Carion von Buetikaym“. Der Bietigheimer sah gar die Geburt des Antichrist auf die Menschheit zukommen: „Und in diesem genannten Jahr 1693 nach Christi, unseres lieben Herrn Geburt, wird der Antichrist geboren, ein Sohn des Verderbens im Zeichen des Steinbocks und der Dignität des Mars und des Saturn, der zwei Bösen“. Was blieb war die Anrufung Gottes.

„Ihr Christenmenschen beiderlei Geschlechts, fallt deshalb nieder auf eure Knie, neigt euer Haupt zu Gott, dem Herrn, und bittet, dass er uns seine grundlose Gnade und Barmherzigkeit hier in diesem Jammertal schenke und uns als die bezeichneten und auserwählten Schäflein des großen Hirten und seiner Herde erkenne“.

Freilich, die alles verschlingende Sintflut traf ebenso wenig ein wie die Geburt des Antichrist. Also korrigierte Carion seine Prophezeiung über die Flut kurzerhand und benannte den Termin ein Jahr später. Dies vertraute er jedoch nur dem streng katholischen Kurfürsten Joachim I. an, an dessen Hof in Brandenburg er als Berater, Diplomat und Reisebegleiter tätig war.

Himmel und Hölle. Johannes Carion, Doktor, Sternenkundler, Historiker, Humanist, Mathematiker und von großer Gestalt. Er machte Eindruck durch sein umfangreiches Wissen und seine Statur. Ein Bild, das Lucas Cranach dem Älteren zu geschrieben wird, zeigt den Bietigheimer korpulent, entschlossen, mit festem und überzeugendem Blick. An diesem Bildnis zeigt sich der Anspruch eines Mannes an seine Mitmenschen, der führen und einfordern kann. Und es zeigt auch, warum Herrschende und Kirchenobere seine Dienste in Anspruch nahmen. „Ich bin Carion, der berühmte Verfasser von vielgelesenen Werken, die ich aufgrund meiner Arbeit und meines Studiums verfasst habe, ich untersuche die Gestirne und rühme die Namen der Sternbilder“, steht überaus selbstbewusst auf dem Gemälde im oberen linken Eck. Auch dies ein Ausdruck um das Wissen der eigenen intellektuellen Kraft.

In jeder Hinsicht stellte die große Präsenz dieses Mannes seine Herkunft in den Schatten. Die Historiker sind sich über das Geburtsdatum Johann Carions uneins, wie alle Lebensdaten nicht exakt zuzuordnen sind.

Als Sohn eines Zimmermanns kommt Carion unter dem Namen Johannes Nägelin kurz vor der Jahrhundertwende wohl im März 1499 in Bietigheim zu Welt. Wohnhaus und Werkstatt der Familie liegen in der Vorstadt am Unteren Tor. Am Kirchplatz 5 besucht er die bis auf das Jahr 1479 zurückgehende Lateinschule. Carion wird, wie der nur wenig jüngere Sebastian Hornmold, von dem Schulmeister und Organisten Jörg Reim aus Markgröningen unterrichtet. Reim habe, so heißt es in der Geschichte der Stadt Bietigheim, seinen Schülern den am Hofe Graf Eberhards im Bart in Urach, Stuttgart, Tübingen und Markgröningen gepflegten „Geist des kirchlichen Frühhumanismus“ vermittelt. Carion wie Hornmold, späterer Kirchenrat und Vogt in Württemberg, sahen als Kinder die Erweiterung des Markplatzes und den Bau des Rathauses, in dem sich, 1506 wurde Bietigheim Amtsstadt, das gewachsene Selbstbewusstsein der Bürger spiegelte.

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Philipp Melanchthon.

Und Carion war ein gelehriger Schüler, im Jahre 1514 schreibt er sich als 15-Jähriger an der Tübinger Landesuniversität ein. Am selben Ort hatte zwei Jahre zuvor Philipp Melanchthon Astronomie, Musik, Arithmetik und Geometrie studiert, sich mit Griechisch, Hebräisch sowie Latein beschäftigt und die Prüfung zum Magister Artium bestanden. Melanchthon las antike Autoren, war mit neuen pädagogischen Konzepten sowie mit den Schriften des niederländischen Gelehrten Rudolf Agricola zur Logik und Dialektik vertraut. Carion wird es im gleich getan haben, kein Wunder, dass sich die beiden Wissbegierigen, fast gleich alt, zusammen taten. Gemeinsam hörte man die Vorlesungen von Johannes Stöffler, der sich durch sein Wissen um die Astrologie und Astronomie einen Namen gemacht hatte.

1511 hatte Stöffler in Tübingen den neu geschaffenen Lehrstuhl für Mathematik und Astrologie angenommen und baute neben Globen noch andere astronomische sowie mathematisch-physikalische Instrumente. Auch die für 1524 vorhergesagte Sintflut beruhte auf einer Prognose Stöfflers – aufgestellt im Jahre 1499.

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Johannes Reuchlin.

Auf den jungen Carion muss die Zeit in Tübingen wie eine Initialzündung gewirkt haben. Neben seiner Bekanntschaft mit Stöffler und Melanchthon kam die des Philosophen und Humanisten Johannes Reuchlin hinzu, der in ihm die Liebe zur Geschichte weckte. Der 1455 in Pforzheim geborene Reuchlin hatte sich bereits 1482 an der Universität in Tübingen eingeschrieben, erwarb zwei Jahre später den Dr. legum (Doktor der Rechte), wurde 1492 von Kaiser Friedrich III. geadelt und kehrte 1521 schließlich wieder nach Tübingen zurück.

1518 veröffentlicht Johannes Carion, zu diesem Zeitpunkt schon in Diensten des brandenburgischen Kurfürsten Joachim I., noch unter seinem Namen Nägelin – aber bereits mit Magisterwürden ausgestattet – sein erstes astrologisches Werk, die „Practica“. In den Jahren bis 1526 folgen, zum Teil in mehreren Ausgaben, unter seinem Namen „Carion“ dann weitere vier Voraussagen. Eine Latinisierung oder Graecisierung des Nachnamens, wie von Nägelin zu Carion geschehen, war eine Huldigung humanistisch eingestellter Intellektueller an die neu entdeckte Antike.

Die „Practica“ von 1518 ist eine Vorhersage, abgefasst als Jahreschronik, auf das Jahr 1519. „Meinem gnädigsten Herrn entbiete ich, Magister Johannes Nägelin von Bietigheim, meinen schuldigen, untertänigen Gehorsam und willigen Dienst mit demütigem und gern gebotenem Fleiß immer wie zuvor“, heißt es darin zum Auftakt. Carion deutet darin unter anderem punktgenau die Schwierigkeiten an, die sich für Berufsgruppen wie etwa Juristen, Berater und Richter auftun werden. Diese „haben ain gemain glück/ sy fürsehen sich im herbstmonat“. Auch alle Erdarbeiter und einfachen Handwerker werden bei sich kein Glück spüren, sondern Unfälle erleiden, aber alle Schreiber, Sänger, Buchhalter, Maler, Seidensticker, Astrologen und scharfsinnigen Leute werden am Jahresanfang gutes Glück haben. Carion macht Aussagen zu den Ernten, Krankheiten sowie Kriegen und gibt für jeden Monat des kommenden Jahres einen Ausblick. Das letzte achte Kapitel der „Practica“ beinhaltet schließlich die Bestimmung einer Sonnen- als auch Mondfinsternis. „Die Sonnenfinsternis wird am Sonntag nach dem Sankt-Lukas-Tag um 15.35 Uhr anfangen, die Schwärze der Mondfinsternis am Leonhardstag wird in der Mitte 1 Stunde und 28 Minuten anhalten“.

Solche Schriften kamen nicht nur beim „gemeinen Mann“ gut an, suchte er doch in den Zeiten des Wandels Orientierung, Hilfe und Halt. Die Gesellschaft befand sich in einer Übergangsepoche, in der sich der Schritt vom dunklen Mittelalter des Barbarentums, über die Infragestellung des kirchlich vorgeprägten Lebens hin zu einem modernen Weltbild vollzog. Johannes Carion befriedigte mit seinen Schriften die Sehnsucht der Menschen nach einer Ordnung, der vielerlei Veränderungen zugrunde lagen. Das Ende der Welt war nahe und man wollte vorbereitet sein.

Das Hauptwerk Carions erschien erstmals im Jahre 1532. Im gleichen Jahr reiste er im Auftrag des Kurprinzen, des späteren Joachim II. Hector, nach Wittenberg, um dort Martin Luther und seinem Freund Melanchthon in der Frage des Sakramentsempfanges zu konsultieren. Das Ergebnis sollte er dann an Joachim II. überbringen.

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Die „Chronica“ von Johann Carion.

Mit Melanchthon bestand seit 1530 schon wieder ein engerer Kontakt. Carion hatte für ihn Horoskope ausgearbeitet, die diesen allerdings wenig überzeugten. Das Zusammentreffen in Wittemberg nutze Carion dann dazu, Melanchthon das Rohmanuskript seiner im Entstehen begriffene „Chronik Carionis“ zur Korrektur vorzulegen. Nach der 1493 in einer lateinischen und deutschen Fassung erschienen Weltchronik von Hartmann Schedel (1440 – 1514), war Carions Chronik ein weiteres, in Deutsch abgefasstes Geschichtsbuch, dessen Bogen sich von Adam über die Zeit der Geburt Jesu Christi bis hin zu den deutschen Kaisern spannt. Das Werk wurde zum Standard und bereits fünf Jahre nach seinem Erscheinen in die lateinische Sprache übersetzt.

Bis heute sorgt dieses Buch allerdings für unterschiedliche Sichtweisen. Anhänger und „Fans“ von Philipp Melanchthon behaupten, dieser habe das Manuskript der „Chronik Carionis“ nicht nur völlig umgeschrieben und ergänzt, sondern 1532 auch in Druck gegeben. In späteren Vorlesungen über Weltgeschichte habe er dann, fast in gnädiger Absicht, den Namen des längst verstorbenen Carion doch gelassen. Der Name des Bietigheimer Gelehrten Carion wird gar als Pseudonym für Melanchthon angeführt, der zum Zeitpunkt der Veröffentlichung der Chronik tatsächlich großen Einfluss besaß. Mit seiner 1530 erschienene Bekennerschrift „Confessio Augustana“ formulierte er die Grundsätze des evangelischen Glaubens, ohne die römische Gegenseite zu provozieren. Während sich Politiker und Sachverständige auf Reichstagen und in Religionsgesprächen heftig um den richtigen Glauben stritten, zielte der Reformator Melanchthon darauf ab, die drohende Spaltung zwischen Kirche und Reich gänzlich zu verhindern. So soll der Gelehrte über die Unordentlichkeit des Manuskript von Johannes Carion entsetzt gewesen sein, aber das Ziel erkannt haben. Die Chronik bot erstmals die Möglichkeit, einen, wenn auch noch zu ordnenden Überblick über die Weltgeschichte. Melanchthon ging deshalb wohl ans Werk. Er ordnete, korrigierte und strukturierte die Kapitel durch.

Auch Hermann Roemer, Verfasser der 1956 erschienen „Geschichte der Stadt Bietigheim an der Enz“, von Haus aus Pfarrer und deshalb Anhänger von Melanchton, ließ kein gutes Haar an Carion. Dieser, so Roemers Urteil, sei eine faustische Natur, eine fragwürdige Gestalt gewesen und dessen Weltchronik im wesentlichen Melanchthons Werk. So habe Carion etwas von einem Scharlatan an sich.

„Bietigheim kann also bei Licht betrachtet mit diesem Sohn der Stadt weniger Ehre einlegen“.

Ganz anders urteilt dagegen Reinhard Hirth, Lehrer am Ellentalgymnasium in Bietigheim-Bissingen. Er liefert zahlreiche Argumente zur Ehrenrettung Johannes Carions. So habe Roemer aus einer schroffen Ablehnung gegen die Astrologie heraus negativ über die Person Carion geurteilt. Darüber hinaus sei wissenschaftlich nicht geklärt, welchen Anteil Melanchthon überhaupt an der Entstehung der „Chronik Carionis“ habe. Nachträglich feststellbar ist dies nicht, da die Original-Manuskripte nicht mehr vorhanden sind.

Die unterschiedlichen Sichtweisen schmälern den Erfolg des Carion-Werkes bei allem nicht. Die Chronik zählte zu den am häufigsten gedruckten Werken ihrer Zeit und wurde, erschienen in Deutsch und kurze Zeit später in Latein, in zahlreiche andere Sprachen übersetzt.

So gilt es, ein letztes Licht auf Johannes Carion zu werfen, der nach Veröffentlichung seines Bestellers nur noch fünf Jahre zu leben hatte. Man unterstellte ihm Geister- sowie Totenbeschwörung und sah einen Widerspruch in seiner hervorgehobenen Position am Hofe des Reformationsgegners Joachim I. und seiner Freundschaft mit den Reformatoren Melanchthon und Luther. Carion war diplomatisch erfahren genug, diesen Umstand selbst nicht all zu laut öffentlich diskutieren zu lassen.

Kurz vor seinem Tode soll er 1535 noch einmal in seiner Heimatstadt „Bütikeim“ gewesen sein. Carion traf auf wohlhabende Bürger und seinen Schulfreund Sebastian Hornmold. Der, inzwischen zum Vogt bestallt, war gerade dabei neben dem Rathaus ein stattliches Wohnhaus zu errichten, – ein Geschenk von Herzog Ulrich, das 1536 fertiggestellt wurde. So war der eine, Hornmold, bodenständig und heimattreu geblieben, während der andere, Carion, mit verschiedenen diplomatischen Missionen beauftragt, an den Höfen Europas Karriere gemacht hatte.

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Ein Trinkgelage im Mittelalter.

Was am 2. Februar 1537 dann bei einem Trinkgelage in Magdeburg geschah weiß niemand genau, ist aber großer Bestandteil einer üblen Nachrede Carions. Freilich, er war kein Kostverächter, aber ein Klob? Dazu noch ein übler Säufer, der sich als Autor mit einer angeblich von Melanchthon in weiten Teilen geschriebenen Weltchronik schmückte? Ein Unhold, ein Narr, Träumer und gar Phantast, wie Reinhard Hirth den 1732 geborenen Germanisten Johann Christoph Adelung zitiert, der Carion in seinem Buch „Geschichte der menschlichen Narrheiten“ porträtiert hat?

Johannes Carions Figur mag ein Hinweis auf ein üppig geführtes Leben sein, aber Carion konnte auch so schnell nichts anhaben. Bei dem Gelage in Magdeburg brach er in der Blüte seiner Zeit tot zusammen, im Alter von gerade einmal 37 Jahren. Vielleicht, so die Spekulationen, waren die Körperfülle, der Alkohol und der Stress zu viel für ihn.

Die Grabinschrift wurde von dem Schwiegersohn Melanchthons, Georg Sabinus, verfasst und zieht ein bis dahin erfülltes Leben nicht nur auf wenige Worte zusammen, sondern könnte auch als Ausdruck von Spott gewertet werden.

„Dr. Johannes Carion, Vertilger ungeheuerer Weinkrüge, Wahrsager aus den Gestirnen, hochberühmt bei Machthabern, ist beim Gelage im Wettkampf erlegen. Christus verzeihe gnädig dem so plötzlich aus dem Kreis der Zechenden Zusammengebrochenen“.

Der gleiche Georg Sabinus schreibt in einer Elegie aber auch über Carion: „Diese Denkmäler habe ich, Sabinus, dir, Carion, nach deinem Tod errichtet, damit der Ruhm deines Namens lebt, obwohl es viele Denkmäler der Geschichte und deiner Werke gibt, die die Vergangenheit weitertragen werden. Da dein Geist Feuer des Äthers gefangen hatte, warst du ein zweiter Kalchas (offizieller Seher der Griechen während des Trojanischen Kriegs) für unsere Zeit. Die leuchtenden Sterne, die du ehedem mit deinem Geist zu erforschen gewohnt warst, erblickst du nun zu deinen Füßen“.
Wie handfester Hohn durchdringt Johann Carions Lebensgeschichte eine Bemerkung von Martin Luther: „Carion, ehemals mein Widersacher, hat einmal gewagt, den Tag und das Jahr vorauszusagen, an dem ich verbrannt würde, aber den Tag, an dem er sich so voll getrunken hat, dass er davon starb, hat er nie vorausgesagt“.
In Bietigheim wurde 1937 auf der Lug eine Straße nach Carion benannt, „nach dem in Bietigheim geborenen Astronom und Schriftsteller Johann Carion, der die französische Revolution verschiedene hundert Jahre vorausgesagt hat“.

(Eine Kurzfassung dieser biografischen Beschreibung wurde in „Eremitage“, Zeitschrift für Literatur, Verlag Mylinfalkleam Asperger Taschenbücher, im Oktober 2015 veröffentlicht).

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